Twitter ist tot. Lang lebe X! Oder Bluesky? Die Fakten sind bekannt: Elon Musk hat Twitter erworben, in X umbenannt und auf anti-woken Kurs gebracht. Die Woken — ein hässliches Wort für dumme Menschen — sehen sich auf Xitter plötzlich nicht mehr systematisch bevorzugt und verlassen die Plattform oder kündigen wenigstens an, bald gehen zu wollen. Also — morgen aber wirklich! Du Nazi.
Doch wohin? Mastodon scheitert. Niemand ist überrascht. Nun beansprucht Bluesky, immerhin wie Twitter mitgegründet von Jack Dorsey, das Twitter-Erbe für sich. Und die Woken jubilieren. Es gibt nur ein Problem: It’s the current year, bigot! Bluesky ist ein nostalgisches Projekt, der Versuch, das progressive Twitter der 2010er-Jahre wieder auferstehen zu lassen. Doch das ist unmöglich.
Twitter vor Musk war das Produkt einer bestimmten historischen Konstellation, die nicht wiederkommt. Die Zweiklassengesellschaft aus progressiven Bluechecks und konservativen Nochecks war nur deshalb über Jahre hinweg relativ stabil, weil sie sich schleichend herausbildete auf einer Plattform, auf der jeder sein wollte. Wenn es heute X gibt und Konkurrenten wie Bluesky gleichsam damit werben, wokem Blödsinn und woker Zensursucht eine neue Heimat zu geben, dann ist das für die meisten Menschen nicht attraktiv.
Bluesky als ein neues Twitter, wieder von Progressiven dominiert, wird es daher nicht geben, höchstens eine gewisse Fragmentierung. Eine Konstellation wie in einer Demokratie mit zwei großen Volksparteien erscheint möglich. Oder noch stärkere Zersplitterung. Ich nehme aber an, dass X auf absehbare Zeit seine Dominanz bewahren wird.